

"Viel zu locker": Gislason kritisiert DHB-Stars
Unzufriedene Spieler, ein nachdenklicher Sportchef und ein verärgerter Trainer: Das glückliche 32:32 (11:14) von Deutschlands Handballern in der Schweiz wirkte bei allen Beteiligten nach. Die Freude über den vorzeitigen Gruppensieg dank eines starken Finish geriet schnell in den Hintergrund, das Fehler-Festival von Zürich schreit nach interner Aufarbeitung.
"Ich finde, dass der eine oder andere viel zu locker daran gegangen ist", haderte Bundestrainer Alfred Gislason. Speziell in der ersten Halbzeit habe er "nichts aus dem Rückraum" gesehen, "außer einen Freiwurf. Wir lassen uns immer festmachen, spielen zu langsam. Erklären", so der Isländer enttäuscht, "kann ich das nicht".
Immerhin entschädigte der Schlussspurt mit acht Treffern in achteinhalb Minuten, der Ausgleich fiel durch einen Siebenmeter von Juri Knorr in der Schlusssekunde. Damit hat der Abschluss der EM-Qualifikation am Sonntag gegen die Türkei in Stuttgart (18.00 Uhr/Sportschau.de) keine tabellarische Bedeutung mehr, Deutschland ist für die Auslosung der EM-Endrunde als Gruppensieger gesetzt.
Dennoch forderte Gislason eine deutliche Leistungssteigerung. "Gegen die Türkei müssen wir einfach besser spielen", sagte er: "Ich erwarte, dass wir anders reinkommen in unser Spiel. Es gibt Vieles, das wir viel, viel besser machen müssen im Vergleich zu heute."
Auch DHB-Sportvorstand Ingo Meckes gefiel die Leistung der DHB-Stars in der Schweiz über weite Strecken nicht. "Wir waren in der ersten Halbzeit nicht bereit. Das ist was, wo wir in der Zukunft dran arbeiten müssen, dass wir von der ersten Minute an bereit sind für so ein Spiel", sagte er. Insgesamt könne man "froh über diesen Punktgewinn sein. Das müssen wir für die Zukunft gut verarbeiten und unsere Schlüsse draus ziehen. Das war ein Schuss vor den Bug."
"Klar darf uns das so nicht passieren", sagte Spielmacher Knorr bei Handball-World selbstkritisch. Es habe "über alle Mannschaftsteile hinweg Energie gefehlt. Wir waren ein bisschen unrund in der Abwehr und im Angriff." Zur Pause habe es eine "laute Ansage vom Coach" gegeben.
Auch Abwehrchef Julian Köster bescheinigte sich und seiner Mannschaft "kein gutes Spiel. Wir verwerfen vorne viel zu viele Bälle und stehen hinten nicht kompakt. Deswegen ist es in Summe eher ein glücklicher Punkt", so der Gummersbacher: "Es sind ein paar Einzelaktionen, überragende Würfe, die wir dann am Ende brauchen, um hier noch ein Unentschieden rauszuholen."
Gislason fand zumindest etwas Positives. Die Vorstellungen der Außenspieler Tim Nothdurft (3 Tore bei 3 Versuchen) und Debütant Mathis Häseler (4 aus 4) seien "sehr erfreulich" gewesen, zudem gefielen ihm Luca Witzke und Knorr in der zweiten Halbzeit im Rückraum. Viel mehr mochte er allerdings nicht positiv herausstellen.
G.Lenaerts --JdB