Ukraine-Krieg: Trump will Kiew vorerst keine Tomahawks liefern
US-Präsident Donald Trump hält eine Lieferung der von der Ukraine erhofften Tomahawk-Marschflugkörper offenbar für verfrüht. "Hoffentlich werden sie sie nicht brauchen", sagte Trump am Freitag bei einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. "Hoffentlich werden wir den Krieg beenden können, ohne an Tomahawks zu denken", sagte Trump, der sich erneut zuversichtlich zeigte, Kreml-Chef Wladimir Putin zu einer Beendigung des Krieges bewegen zu können.
"Ich glaube, dass Präsident Putin den Krieg beenden will", sagte Trump bei seinem dritten Treffen mit Selenskyj in Washington seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus. Selenskyj, der im Februar bei einem Treffen im Oval Office vor laufenden Kameras von Trump abgekanzelt worden war, widersprach dem US-Präsidenten und sagte, Putin sei "nicht bereit" für Frieden.
Trump räumte zugleich ein, dass Putin mit seiner Zustimmung zu einem weiteren Treffen mit Trump nach ihrem Gipfel im August in Alaska möglicherweise nur Zeit gewinnen wolle. Das sei "möglich", sagte Trump. Ein "bisschen Zeit" sei aber "in Ordnung". Putin wolle "einen Deal machen".
Die ukrainische Regierung hatte sich seit Wochen bei der US-Regierung um Tomahawk-Marschflugkörper bemüht und die erhoffte Lieferung als das wichtigste Thema des Treffens von Trump und Selenskyj bezeichnet. Die Tomahawks haben eine Reichweite von bis zu 1600 Kilometern und würden der Ukraine damit Angriffe tief in russischem Gebiet ermöglichen.
Nach seiner Ankunft in Washington am Donnerstag hatte Selenskyj bereits Gespräche mit Vertretern des US-Rüstungsunternehmens Raytheon geführt, das Tomahawk-Marschflugkörper und Patriot-Luftabwehrsysteme herstellt. "Wir haben über die Produktionskapazitäten von Raytheon und mögliche Wege für eine Zusammenarbeit zur Stärkung der Luftverteidigung und der Langstreckenfähigkeiten der Ukraine gesprochen", erklärte Selenskyj in Onlinediensten. Auch über eine mögliche gemeinsame US-ukrainische Produktion sei gesprochen worden.
Die Aussicht, dass die USA der Ukraine Tomahawk-Marschflugkörper liefern könnten, zwinge Moskau zu Verhandlungen, erklärte Selenskyj nach seiner Ankunft in den USA im Onlinedienst X. "Wir können bereits beobachten, dass Moskau sich beeilt, den Dialog wieder aufzunehmen."
Am vergangenen Wochenende hatte Trump gesagt, er könne Putin mit der Lieferung von Tomahawks an Kiew drohen, falls Russland seine Angriffe auf die Ukraine nicht einstellen. Nach einem Telefonat mit Putin am Donnerstag kündigte er dann ein Treffen mit dem Kreml-Chef in Budapest an. Ziel sei es herauszufinden, "ob wir diesen unrühmlichen Krieg zwischen Russland und der Ukraine beenden können", erklärte Trump. Das Treffen soll nach seinen Angaben "wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwei Wochen" in Ungarns Hauptstadt stattfinden.
Gleichzeitig äußerte Trump unmittelbar nach dem Telefonat mit Putin Zweifel an einer Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine. Vor Journalisten sagte er, die USA dürften ihre eigenen Vorräte nicht erschöpfen. "Wir brauchen sie auch, daher weiß ich nicht, was wir in dieser Angelegenheit tun können."
G.Lenaerts --JdB