

Kenianischer Oppositionsführer Raila Odinga in Indien gestorben
Der kenianische Oppositionsführer Raila Odinga ist nach Behördenangaben in Indien gestorben. Der 80-Jährige habe mit seiner Schwester, seiner Tochter und seinem Leibarzt am Mittwoch einen Morgenspaziergang im südindischen Bundesstaat Kerala unternommen, "als er plötzlich zusammenbrach", erklärte ein örtlicher Polizeisprecher. In einem nahegelegenen Krankenhaus sei er für tot erklärt worden. Odinga prägte jahrzehntelang die kenianische Politik und kandidierte fünf Mal erfolglos für das Präsidentenamt, zuletzt im Jahr 2022.
Odinga sei mit Atembeschwerden zusammengebrochen und vor Ort zunächst wiederbelebt worden, erklärte ein Krankenhaussprecher. Nach dem Transport in das nahegelegene Sreedhareeyam Ayurvedic Krankenhaus in Kerala sei er jedoch verstorben: "Trotz wiederholter Bemühungen der Ärzte verschlechterte sich sein Zustand, und die Ärzte konnten ihn nicht retten."
"Kenia hat einen seiner beeindruckendsten Führer verloren, der die Entwicklung unseres geliebten Landes geprägt hat", erklärte der kenianische Präsidentschaftskandidat und ehemalige Oberste Richter des Landes, David Maraga, im Onlinedienst X. Odinga sei "ein Patriot, ein Panafrikaner, ein Demokrat und ein Führer" gewesen.
Als langjähriger Oppositionsführer prägte Odinga die kenianische Politik und war insbesondere in seiner Heimatregion im Westen Kenias in der Lage, große Menschenmengen zu mobilisieren. Sein Tod hinterlässt eine Führungslücke in der Opposition.
Odinga wurde am 7. Januar 1945 geboren. In den 1960er-Jahren studierte er in der DDR Maschinenbau. Mit seiner Frau Ida war Odinga rund 50 Jahre verheiratet und hinterlässt mehrere Kinder und Enkel. Einen seiner Söhne benannte er nach Fidel Castro.
Seine frühen Jahre als Politiker verbrachte Odinga entweder im Gefängnis oder im Exil. Während der autokratischen Regierungszeit von Präsident Daniel arap Moi war Odinga ein Kämpfer für die Demokratie. 1992 zog er in das kenianische Parlament ein und kandidierte 1997, 2007, 2013, 2017 und 2022 erfolglos für das Präsidentenamt. Nach eigener Aussage wurde Odinga bei den letzten vier Wahlen um den Sieg betrogen. Von 2008 bis 2013 übte er das Amt des Ministerpräsidenten aus.
Unter Kenianerinnen und Kenianern polarisierte Odinga seit seinem Eintritt in die Politik: Während er seinen Anhängern als dringend gebrauchter Reformer galt, sahen seine Kritiker in ihm einen aufwieglerischen Populisten.
Der Politiker präsentierte sich stets als anti-elitärer Systemkritiker. Zugleich gehörte er jedoch einer der führenden politischen Dynastien Kenias an – sein Vater war nach der Unabhängigkeit 1963 der erste Vizepräsident des Landes.
A.Thys--JdB