

Hamas-Zivilschutz: Zehn Palästinenser bei Verteilzentren für Hilfe getötet
Der von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen hat Israel vorgeworfen, am Freitag zehn Hilfesuchende getötet zu haben. Neun Menschen seien beim israelischen Beschuss eines "US-Hilfszentrums in der Gegend Al-Schakusch, nordwestlich von Rafah" getötet worden, sagte Zivilschutzsprecher Mahmud Bassal. Die israelische Armee erklärte auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP, sie habe von einem Angriff bei Rafah keine Kenntnis.
Bassal erklärte weiter, es habe ein weiteres Todesopfer gegeben, als israelische Soldaten Schüsse auf Zivilisten abgefeuert hätten, die an einem Verteilzentrum in der Nähe des Netzarim-Korridors, südlich der Stadt Gaza, auf Hilfe warteten. Acht weitere Menschen wurden dabei laut Bassal verletzt.
Der Zivilschutz warf Israel vor, insgesamt mindestens 33 Menschen getötet zu haben. So seien am frühen Morgen zehn Menschen bei Luftangriffen und Schüssen auf Gebiete nahe der südlichen Stadt Chan Junis getötet worden. Weitere vier Menschen seien bei einem Luftangriff in Dschabalia im Norden des palästinensischen Küstenstreifens getötet worden.
Bei zwei separaten Angriffen nahe Chan Junis seien ein Haus und ein Zelt von vertriebenen Palästinensern getroffen worden. Auf AFP-Anfrage erklärte die israelische Armee, "Terrorinfrastruktur der Hamas" attackiert zu haben.
Angesichts der Zugangsbeschränkungen für Medien im Gazastreifen lassen sich die Angaben der Zivilschutzbehörde sowie anderer Parteien nicht unabhängig überprüfen.
Die UN hatte am Dienstag erklärt, sie habe seit Ende Mai 875 Fälle registriert, bei denen Menschen getötet wurden, die versuchten, an die Lebensmittelhilfen zu kommen.
Der Direktor des kuwaitischen Feldkrankenhauses im Gebiet Al-Mawasi bei Chan Junis, Sohaib Al-Hums, erklärte, in die Klinik kämen so viele vertriebene Menschen wie noch nie zuvor. Die Patienten litten unter "extremer Erschöpfung", "schwerer Abmagerung und akuter Unterernährung aufgrund eines langanhaltenden Nahrungsmangels". Hunderte dieser Menschen stünden vor dem Tod.
Israel steht wegen der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen zunehmend unter Druck. Die UNO warnt vor einer Hungersnot im gesamten Gazastreifen. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte warf Israel "Kriegsverbrechen" vor, weil es die Blockade von Lebensmittel-Lieferungen als Waffe einsetze.
Indes warf die Hamas Israel am Freitag erneut vor, eine Vereinbarung für eine vorübergehende Waffenruhe und die Freilassung der von den Islamisten gehaltenen Geiseln zu blockieren. Israel und die Hamas verhandeln seit dem 6. Juli über Vermittler indirekt über eine 60-tägige Waffenruhe und die Rückgabe der Geiseln. Beide Seiten beschuldigen sich immer wieder, die Gespräche zu blockieren.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1210 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 49 Geiseln von den Islamisten festgehalten, mindestens 27 von ihnen sind nach Armeeangaben tot.
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch in dem Küstenstreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bislang mehr als 58.600 Menschen getötet. Die UN hält diese Zahlen für glaubwürdig.
G.Lenaerts --JdB