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Schweres Beben vor Russlands Ostküste löst Tsunamiwarnungen im gesamten Pazifikraum aus
Schweres Beben vor Russlands Ostküste löst Tsunamiwarnungen im gesamten Pazifikraum aus / Foto: Handout - Geophysical Service of the Russian Academy of Sciences/AFP

Schweres Beben vor Russlands Ostküste löst Tsunamiwarnungen im gesamten Pazifikraum aus

Eines der schwersten jemals aufgezeichneten Erdbeben hat die dünnbesiedelte Ostküste Russlands getroffen und zu Tsunamiwarnungen im gesamten Pazifikraum geführt. Infolge des Erdbebens der Stärke 8,8 vor der russischen Halbinsel Kamtschatka warnte das US-Tsunamiwarnzentrum in Honolulu am Dienstag (Ortszeit) vor bis zu drei Meter hohen Wellen unter anderem in Japan, Russland und Hawaii. Auch in Mexiko, Peru und Ecuador gab es örtliche Warnungen. Japan verzeichnete am Mittwoch bereits mehr als einen Meter hohe Flutwellen, im Fernen Osten Russlands riefen die Behörden den Notstand aus.

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Die russische Katastrophenschutzbehörde hatte zuvor mitgeteilt, ein Tsunami habe die Hafenstadt Sewero-Kurilsk getroffen und überflutet. 2000 Einwohner seien in Sicherheit gebracht worden.

Die Stadt liegt auf der nördlichen Kurileninsel Paramuschir, direkt südlich der Halbinsel Kamtschatka. Im Bezirk Nordkurilen wurde später von den Behörden der Region Sachalin der Notstand ausgerufen. Der Bürgermeister des Bezirks Nordkurilen, Alexander Owsjannikow, sagte bei einem Krisentreffen, dass alle Menschen von den betroffenen Inseln evakuiert worden seien. Ihm zufolge erreichten die Wellen in einigen Gegenden eine Höhe von bis zu vier Metern.

Ein in russischen Onlinediensten veröffentlichtes Video zeigte offenbar von Meereswasser überflutete Gebäude und Trümmerteile, die von den Wellen fortgerissen wurden. Staatliche Medien berichteten, dass mehrere Menschen durch das Beben verletzt worden seien, jedoch niemand schwer.

Die US-Erdbebenwarte (USGS) hatte die Stärke des Erdbebens vor der Küste der russischen Halbinsel Kamtschatka zunächst mit der Stärke 8,0 angegeben und es später auf 8,8 hochgestuft. Das Beben ereignete sich laut USGS rund 136 Kilometer von der Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski, der Hauptstadt der Region Kamtschatka, entfernt in einer Tiefe von 19,3 Kilometern. Auf das starke Beben folgten mindestens sechs Nachbeben, eines davon hatte die Stärke 6,9, ein anderes die Stärke 6,3.

Laut dem geophysikalischen Dienst der Russischen Akademie der Wissenschaften handelt es sich um das stärkste Erdbeben in der russischen Region Kamtschatka seit 1952. Damals hatte ein Beben der Stärke 9,0 an etwa der gleichen Stelle einen zerstörerischen Tsunami im gesamten Pazifikraum ausgelöst.

Der Gouverneur Ostrusslands rief die Bevölkerung auf, sich von der Küste fernzuhalten. "Eine Tsunami-Warnung wurde ausgegeben, und die Stärke der Welle wird derzeit ermittelt", erklärte Gouverneur Wladimir Solodow im Onlinedienst Telegram. "Ich fordere alle auf, sich von der Küste in gefährdeten Gebieten fernzuhalten und den Lautsprecherdurchsagen zu folgen", fügte er hinzu.

Im japanischen Fernsehen waren Bilder von Menschen zu sehen, die in ihren Autos oder zu Fuß in höher gelegene Gebiete flohen - etwa auf der nördlichen Insel Hokkaido, wo die erste, 30 Zentimeter hohe Welle beobachtet wurde. Der japanische Sender NHK schaltete auf Sonderberichterstattung und die Moderatoren forderten die Menschen an der Küste auf, sich umgehend in Sicherheit zu bringen.

Wie die japanische Wetterbehörde wenige Stunden später mitteilte, erreichte ein Tsunami mit einer Höhe von 1,3 Metern um 13.52 Uhr (Ortszeit, 06.52 MESZ) einen Hafen in Japans nördlicher Präfektur Miyagi. Die Wetterbehörde hatte zuvor vor Wellen von bis zu drei Metern an der gesamten Nord- und Ostküste Japans. Für die Bucht von Tokio und die Bucht von Osaka wurden Wellen von einem Meter Höhe erwartet.

Der Betreiber des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima brachte von alle Beschäftigten in Sicherheit. Eine Sprecherin des Akw-Betreibers Tepco sagte der Nachrichtenagentur AFP zudem, in dem Kraftwerk seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden.

Das am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Seebeben am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.

Das US-Tsunamizentrum warnte vor zwischen einem und drei Meter hohen Tsunamiwellen an den Küsten Chiles, Costa Ricas, Französisch-Polynesiens und der Pazifikinsel Guam. Unter anderem in Australien, Kolumbien, Mexiko, Neuseeland und Taiwan seien Wellen von bis zu einem Meter möglich, hieß es.

Die USA gaben Warnungen für die Westküste Nordamerikas und Kalifornien heraus. Örtlichen AFP-Reportern zufolge wurden in Kalifornien Tsunamiwarnungen an Mobiltelefone verschickt.

In Mexiko wurden Behörden auf allen Regierungsebenen mobilisiert, um die Menschen von den Pazifikstränden fernzuhalten. Die Marine warnte vor starken Strömungen in einigen Gebieten.

Peru gab eine Tsunamiwarnung heraus. In Ecuador warnten die Behörden vor einer "hohen Wahrscheinlichkeit" eines Tsunamis und ordneten "präventive Evakuierungen" an.

Auch in China rechneten die Behörden mit Wellen zwischen 30 Zentimetern und einem Meter, die auf Teile der chinesischen Ostküste treffen würden. Dem chinesischen Tsunami-Warnzentrum zufolge wurden "Schäden in bestimmten Küstengebieten Chinas" erwartet.

Bei der Halbinsel Kamtschatka treffen die pazifische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander, was die Region zu einer der weltweit erdbebenreichsten Zonen macht. Am 20. Juli hatte sich in der Region ein Erdbeben der Stärke 7,4 ereignet. Dabei kam es zu keinen größeren Schäden.

A.Parmentier--JdB